… der etwas andere Rückblick auf die Feiertage …. von Jennifer Boll:
Nennen wir das Kind beim Namen, Weihnachten in der Jugendhilfe…
Weihnachten in der Jugendhilfe ist eine sehr undankbare Zeit, die alle mit Grauen, Zähneknirschend und Stirnrunzeln entgegensehen. Die Jungs wollen nach Hause zu ihren Familien – Hintergrund fast egal. Die wenigsten von unseren Jugendlichen bleiben lieber in der Gruppe. Verständlich. Der ein oder andere zieht kurz vorher noch aus – meißt schneller als man schauen kann. Die Laune im Keller, das Verhalten stellenweise für den A***. Augen zu und durch. Für alle Beteiligten.
Ein Tisch für das Weihnachtsessen – wird gebucht.
Der Bulli – reserviert.
Man fängt an zu überlegen, was man welchem Jungen schenken kann. Merkt, dass man recht wenig Geld zur Verfügung hat – überlegt weiter. Man beginnt die Gruppe zu dekorieren und zu schmücken – alleine. Die Jungs sitzen stumm und desinteressiert daneben. Reden sich raus. Vielleicht hilft einer. Der nächste, Moslem, setzt mit leichtem Lächeln die Spitze auf den Weihnachtsbaum. Freut sich. Paradox aber schön. Die Flure und Fenster sind voller Lichter. Hier und da steht ein Adventskranz.
Geschenke – bestellt.
Haus – geschmückt.
Jugendliche – noch immer brummelig.
Alles kribbelt.
Über das Weihnachtsessen wird kaum gesprochen – ignoriert.
Die Freude darüber – semioptimal.
Plötzlich ist er da, der Gruppen-Weihnachtsabend. Das Zittern, ob die letzten Geschenke noch rechtzeitig kommen, weil plötzlich wer Neues eingezogen ist. Der Bulli wird geholt. Tatsächlich sind alle Jungs in der Gruppe und stehen pünktlich vor der Tür. Lachen und albern. Freuen sich auf das Essen. Der erste Überraschungsgast ist schon da, die Jungs freuen sich. Die Sprüche fliegen nur so durch die Gegend. Wer sitzt wo, neben wem, in welchem Auto. Alle strahlen. Vor dem Diners die nächsten Überraschungsgäste für die Jungs und natürlich auch für uns. Wir freuen uns, dass die Kollegen zu Weihnachten die Zeit gefunden haben sich mit dazu zusetzen. Babyfotos werden gezeigt, viel erzählt und gelacht. Im Diners wurden zwischendurch die Tische, trotz des Grummelns der Bedienungen, zusammengeschoben da alle zusammensitzen wollten. Die üblichen „All – You – Can – Eat“ sowie die „jetzt komm schon mit auf das Foto“ – Diskussionen dürfen natürlich auch nicht fehlen und wurde wie immer zelebriert und gefeiert. Leider war der Abend im Diners viel zu schnell um, aber wen wundert es?! In der Gruppe steht ein geschmückter Weihnachtsbaum mit Geschenken drunter, die verteilt werden wollten. So fanden wir uns wenig später in der Gruppe wieder. Das Jahr ging schneller um, als wir erwartet haben und statt Weihnachtslieder und Gedichte wurde sich spontan eigene Texte überlegt. Einiges ließen wir Revue passieren und mussten manches Mal lachen. Es war dann doch nicht alles immer nur ernst und scheiße. Der ganze Kummer und die Sorgen waren vergessen. Die ganzen langen Gesichter verflogen. Und ganz „nebenher“ wurden irgendwann die Geschenke verteilt und aufgerissen und ein lang verteufelter, dann doch wunderschöner Abend, ging viel zu schnell zu Ende.